Treibhausgasquellen einfach berechnen

Die Web-Anwendung "THG-Rechner Biogas" ermöglicht eine individuelle Abschätzung und Bewertung der Treibhausgasemissionen für den landwirtschaftlichen Betriebszweig Biogas. Hierbei können die THG-Emissionen aus der Bereitstellung von nachwachsenden Rohstoffen für Bayern regionalisiert auf Ebene der Landkreise, für Deutschland auf Basis durchschnittlicher Verhältnisse berechnet werden.

Der landwirtschaftliche Betriebszweig Biogas ist untergliedert in die Substratbereitstellung (Anbau, Ernte, Transport, Lagerung) sowie den Betrieb der Biogasanlage und des Blockheizkraftwerks (BHKW) zur energetischen Wandlung des erzeugten Biogases (Verbrennungsmotor-BHKW, evtl.: Aggregat zur Wärme-Nachverstromung). Mit dem "THG-Rechner" werden alle wesentlichen Ströme von Treibhausgasen entlang der "Biogaskette" quantifiziert (siehe Abbildung).


Schematische Darstellung der eingehenden Stoffströme und freigesetzten Treibhausgase entlang der Biogaskette.

Treibhausgas (THG) Rechner

Verwenden Sie den "THG-Rechner Biogas", um den Beitrag der einzelnen Quellen von Treibhausgasen zu berechnen und das Potenzial für deren Verminderung abzuschätzen: Treibhausgas (THG) Rechner

Beispielprofile

In diesem Beispiel werden etwa zwei Drittel der THG-Emissionen bei der Erzeugung der pflanzlichen Einsatzstoffe freigesetzt, welche gezielt für die Verwertung in der Biogasanlage angebaut werden. Etwas mehr als die Hälfte des Erwärmungspotenzials geht auf die Freisetzung von Lachgas aus der Stickstoffdüngung zurück; nochmals ungefähr die Hälfte dieser Menge an CO2-Äquivalenten wird bei der Erzeugung von synthetischem Stickstoffdünger ausgestoßen. Somit können die THG-Emissionen aus diesen Quellen am wirkungsvollsten verringert werden, indem die Stickstoffnutzungseffizienz verbessert und möglichst wenig synthetischer Dünger eingesetzt wird.

Die größte Einzelquelle für THG-Emissionen ist der Methanschlupf, welcher hier mit 1,5 % der gesamten erzeugten Methanmenge konservativ abgeschätzt wird. Bei einem Methanschlupf von 1,0 %, wie er von modernen, regelmäßig gewarteten Motoren problemlos erreicht werden kann, wären damit die Gesamtemissionen an CO2-Äquivalenten in diesem Beispielprofil um knapp 10 % geringer. Eine vollständige Eliminierung von Methan im Abgas von Hubkolbenmotoren ist hingegen nur mit sehr großem technischem Aufwand möglich.

Im Vergleich zum Grenz-Strommix sind die spezifischen THG-Emissionen für Stromeinspeisung dieser Biogasanlage um rund 80 % niedriger. Die spezifischen THG-Emissionen der tatsächlich genutzten Wärme sind bei dem gegebenen hohen Wärmenutzungsgrad von rund 70 % um rund 10 % geringer als für Wärme aus Erdgas.

Hier ist das Verhältnis der THG-Emissionen aus der Substratbereitstellung einerseits und der Biogasproduktion und -nutzung andererseits im Vergleich zum ersten Beispiel in etwa umgekehrt. Die ausgegebenen Werte ergeben sich bei vollständiger Anrechnung der THG-Emissionen aus dem Kleegrasanbau auf die Biogaserzeugung. Man könnte argumentieren, dass im Zuge der Fruchtfolge auf dem Ökobetrieb Kleegras auch ohne die Verwertung in der Biogasanlage angebaut würde und somit die hierdurch freigesetzten THG-Emissionen nur teilweise (oder gar nicht) der Biogaserzeugung anzurechnen sind.

In jedem Fall rückt in diesem Beispiel die Biogasanlage als Quelle für THG-Emissionen in den Vordergrund. Die wirksamste Maßnahme wäre hierbei die Ausrüstung des Gärrestlagers mit einer gasdichten Abdeckung und Gaserfassung: hierdurch könnte insgesamt mehr als ein Viertel der THG-Emissionen vermieden werden. Dem Management des Gärrestes muss in dieser Konstellation besondere Aufmerksamkeit zukommen, da dieser sehr viel Stickstoff enthält und somit ein hohes Risiko für Stickstoffverluste während der Lagerung und Ausbringung besteht.

Im Vergleich zum Grenz-Strommix sind die spezifischen THG-Emissionen für Stromeinspeisung dieser Biogasanlage um knapp 80 % niedriger. Die spezifischen THG-Emissionen für die Wärme sind bei dieser Anlage im aktuellen Zustand rechnerisch sehr hoch, da lediglich rund ein Fünftel der Wärme genutzt wird; würde der Wärmenutzungsgrad auf 70 % erhöht, ließen sich diese um rund 80 % verringern.

Hintergrundinformationen

Lesen Sie in den Hintergrundinformationen, wie die eingegebenen Daten im THG-Rechner ausgewertet werden.

Auf Grund erheblicher methodischer Unsicherheiten, des hohen Aufwands für die Datenerfassung und der fehlenden Verfügbarkeit zuverlässiger Daten durch Nutzer oder Modelle, werden im Rechenmodell der Anwendung derzeit nicht alle klimarelevanten Stoffströme in Biogasketten berücksichtigt. Zu den Themen Humusbilanz, direkte und indirekte Landnutzungsänderung haben wir eine kurze Einführung erstellt.